Mittwoch, 2. Januar 2013

Rätekommunistische und anarchistische Kritik am Antisemitismus von links

Im Rahmen einer Vortragsreihe der "Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012"  in Erlangen gab es einen hochinteressanten Beitrag. Dr. Olaf Kistenmacher, Historiker und Radiomacher sprach über  

„Rätekommunistische und anarchistische Kritik am Antisemitismus von links“

Daß es innerhalb der politischen Linken Judenfeindschaft gab und gibt, ist bekannt. Weniger bekannt ist die sehr frühe Kritik daran. Franz Pfemfert, Rätekommunist und Mitbegründer der KPD, wies Anfang der 1920er Jahre auf judenfeindliche Äußerungen innerhalb der kommunistischen Bewegung hin. Er hatte die Partei 1920 verlassen und zeigte in seiner Zeitschrift “Die Aktion” ihre Entwicklung zu einer nationalistischen und stalinistischen Kaderpartei auf. Zur gleichen Zeit registrierte Leo Trotzki judenfeindliche Tendenzen in der
Sowjetunion, sprach sie jedoch kaum öffentlich an. Das passierte erst 1937, während der Moskauer Schauprozesse, in seinem postum veröffentlichten Text “Thermidor und Antisemitismus”. In ihren
Reiseberichten aus Sowjetrußland zitierten die US-amerikanische Anarchistin Emma Goldman und ihr Lebensgefährte Alexander Berkman aus Gesprächen mit Jüdinnen und Juden über eine neue Form der
Judenfeindschaft. Diese Berichte waren nicht einstimmig: Manche waren den neuen Machthabern dankbar, andere sprachen hingegen von “stillen Pogromen”. Ein Jude erklärte Goldman und Berkman, der Bolschewismus
habe “die antisemitische Einstellung der Massen verstärkt”. Der Vortrag rekonstruiert die Motive, warum Berkman, Goldman, Alexandra Ramm-Pfemfert, Franz Pfemfert und Trotzki etwas kritisierten, was vielen anderen innerhalb der kommunistischen Linken nicht einmal auffiel.


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