Samstag, 5. November 2011

Vortrag über Israelfeindlichkeit und Antisemitismus

Am 15.11.2011 um 19.00 Uhr findet in der israelischen Kultusgemeinde ein Vortrag zum Thema „Feindbild Israel: Zum Verhältnis Israelfeindlichkeit und Antisemitismus“ statt. Referentin ist Prof. Susanne Talabardon von der Universität Bamberg. Der AK Shalom wird anwesend sein.

Siehe auch: http://www.ikg-bamberg.de/lehrhaus.html

Quelle: Linksjugend [’solid] AK Shalom Bamberg/Forchheim

Samstag, 29. Oktober 2011

Vorträge * 11 / 12

Fremdwerbung für unsere Freund_innen von der Gruppe JiGRA (Jugendinitiative gegen Rassimsus & Antisemitismus) aus Regensburg
20.10.2011
Extreme Rechte und völkischer Mainstream in Ungarn
{Karl Pfeifer }
Neuigkeiten aus Ungarn hört man in den letzten Jahre ungern. Erinnert sei an die Serienmorde an Roma durch extreme Rechte mit Rückendeckung der Bevölkerung , den Einzug der offen antiziganistischen und antisemitischen Partei Jobbik mit 12 % ins Parlament sowie den Wahlsieg der rechtspopulistischen Partei Fidesz unter Ministerpräsident Orban. Schlagzeilen in Deutschland machte auch der Entwuf eines restriktiven Mediengesetzes im Dezember 2010, eher im Stillen vollzieht sich die völkische Außenpolitik sowie die repressive Sozialpolitk Ungarns: Im Mai 2010 hat Ungarn ein Gesetz zur doppelten Staatsangehörigkeit verabschiedet, welches „Auslandsungarn“ die ungarische Staatsangehörigkeit verleiht. Diese Änderung im Staatsangehörigkeitsrecht führt zwangsläufig zu Konflikten mit dem Nachbarland Slowakei, seien doch 10% der slowakischen Staatsbürger nach völkischen Verständnis „Magyaren“. Ebenso um staatliche Beschäftigungprogramme, in welchen hauptsächlich Roma zu härtester körperlicher Arbeit unter miserablen Bedingungen gedrängt werden, ist es eher ruhig.
Der Vortrag soll einen Überblick über die Geschichte, Entwicklung und Gegenwart rechter und völkischer Bewegungen in Ungarn geben.
17.11.2011
Antisemitismus und Antizionismus von links: Die KPD der Weimarer Republik und die SED in der frühen DDR
{Olaf Kistenmacher}
Die Haltung der kommunistischen und sozialistischen Parteilinken ist von einer eigentümlichen Zweideutigkeit gekennzeichnet: Einerseits bekämpften sie Judenhass und judenfeindliche Parteien. Andererseits fanden sich in der Weimarer Republik wiederholt antisemitische Aussagen in der Presse der KPD, und in der DDR wurden unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg Jüdinnen und Juden als angebliche „zionistische Agenten“ verfolgt. Der Vortrag rekonstruiert die Entwicklungsgeschichte dieses Antisemitismus von links, der sich zwar wesentlich vom Judenhass der Nationalsozialisten unterscheidet, aber zur staatlichen Verfolgung von Jüdinnen und Juden geführt hat. „Juden“ bzw. „Zionisten“ wurden in parteioffiziellen Veröffentlichungen immer wieder als Vertreter des Kapitals und der herrschenden Klasse dargestellt. Entsprechend unterstützte die Kommunistische Internationale den Zionismus nicht – anders als andere Nationalbewegungen. Vielmehr setzte die KPD den Zionismus bereits Ende der 1920er Jahre mit dem Nationalsozialismus gleich und begrüßte 1929 ein Pogrom in Palästina, bei dem über hundert Jüdinnen und Juden ermordet wurden.
Vor dem Hintergrund eines bis heute virulenten Antizionismus und Antisemitismus auch in Teilen der Linken erscheint ein Rückblick auf die Entstehung und Geschichte notwendig.
15.12.2011
Entsorgte Religionskritik, unverstandener Antisemitismus und weitere linke Schwierigkeiten im Umgang mit dem antimuslimischen Ressentiment”
{Markus Mersault und Lothar Galow-Bergemann}
Die einen glauben, der neue Antisemitismus heiße Islamophobie, die anderen, dass sich im Moslemhass nur der althergebrachte Rassismus verberge. Einige empfinden Kritik an islamischen oder islamistischen Zuständen als Verletzung der Menschenwürde, andere betreiben nicht Religionskritik, sondern einzig Islamkritik. Wie hat eine emanzipatorische Kritik an rassistischen und antimuslimischen Ressentiments ebenso wie an Begriffslosigkeit, unverstandenem Antisemitismus und Kulturrelativismus auszusehen, ohne die Kritik der Religion und die Kritik an fundamental-religiösen Zuständen gleich mit zu entsorgen?
Diesen scheinbar schwierigen Fragen wollen wir uns annehmen, erscheint dies aufgrund überwiegend ideologisch motivierter Positionierungen zum Thema notwendig.
19.01.2012
“Deutschlands Stoßtrupp” – Der BdV in der deutschen Nachkriegsgeschichte
{Erich Später}
Im Bund der Vertriebenen (BdV) und seinen Mitgliedslandsmannschaften waren seit der Gründung viele hochrangige NSDAP- und SS-Mitglieder in führender Stellung aktiv. Diese Täter, die sich in einem Opferverband zusammenschlossen, da sie laut Eigeneinschätzung in der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ die „vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen“ waren, konnten nicht zuletzt wegen der Bemühungen des BdV in die neue Bundesrepublik integriert werden. Die aktive Zeit der NS-Täter im BdV ist heute vorüber, die von ihnen maßgeblich mitgestalteten Formen des Erinnerns und Gedenkens wirken jedoch bis heute fort. Die im Jahr 2008 vom deutschen Bundestag beschlossene Dauerausstellung im Berliner „Deutschland-Haus“, deren Fokus auf dem „Leid der deutschen Vertriebenen“ liegen soll, ist ein aktuelles Beispiel hierfür.
Im Vortrag soll sowohl die Geschichte als auch die aktuelle Politik des BdV beleuchtet werden.
16.02.2012
Vom Rassismus der Machteliten – Der Versuch einer vorläufigen Bilanz der Sarrazin Debatte
{Jörg Kronauer}
Die Veröffentlichung des Buches „Deutschland schafft sich ab“ durch das SPD-Mitglied und ehemalige Vorstandsmitglied der Bundesbank Thilo Sarrazin, sowie die massive Schützenhilfe für dessen Thesen durch Teile der deutschen Presselandschaft, hat es mal wieder offensichtlich gemacht: Es gibt in Deutschland ein Problem mit Rassismus auch jenseits des rechten Randes. Das Gerede von „Kopftuchmädchen“ produzierenden, faulen und dummen Muslimen stieß auf derlei viel Zustimmung, dass populistische Parteien rechts der Union sich Hoffnungen auf die Entwicklung politischer Relevanz machten und die SPD sich nicht zu einem Ausschluss Sarrazins aus der Partei durchringen konnte.
Im Vortrag sollen Funktionsweisen der rassistischen Kampagne sowie die Nachwirkungen untersucht werden.
01.03.2012
Antiziganismus und Ausnahmezustand – Der „Zigeuner“ in der Arbeitsgesellschaft
{Roswitha Scholz}
Antiziganismus ist ein weit verbreitetes und virulentes Phänomen, das in den westlichen Gesellschaften tief verankert ist. In nahezu allen Staaten Europas werden Menschen als »Zigeuner« diskriminiert und teilweise verfolgt. Gleichzeitig mangelt es an politischen und theoretischen Analysen, weshalb die Referentin den Versuch einer umfassenderen theoretischen Analyse und Einordnung des Antiziganismus vornimmt. So untersucht sie unter anderem die Parallelen und Differenzen zwischen dem deutlisch besser erforschten Phänomen Antisemitismus und Antiziganismus. Weiter wird die Verfolgung von als „Zigeunern“ indentifizierten Personen im Zusammenhang mit neuzeitlichen Disziplinierungsprozessen im Kapitalismus analysiert und das Bild des „Zigeuners“, welches sowohl von Neid und Sehnsucht als auch Angst und Hass von in kapitalistische Produktionsverhältnisse integrierte Personen geprägt ist, untersucht.
Der Vortrag soll theoretische Grundlagen für eine weitere Auseinandersetzung mit diesem wirkungsmächtigen Ressentiment liefern.
19.04.2012
Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg
{Karl Rössel}
Millionen Soldaten aus Afrika, Asien und Ozeanien haben im Zweiten Weltkrieg gekämpft, um die Welt vom deutschen und italienischen Faschismus sowie vom japanischen Großmachtwahn zu befreien. Sowohl die faschistischen Achsenmächte als auch die Alliierten rekrutierten in ihren Kolonien Hilfstruppen und Hilfsarbeiter oftmals mit Gewalt. Hunderttausende Frauen waren Opfer sexueller Gewalt. Rekruten aus den Kolonien mussten sich mit weniger Sold, schlechteren Unterkünften und geringeren Kriegsrenten als ihre «weißen Kameraden» zufrieden geben. Weite Teile der Dritten Welt dienten auch als Schlachtfelder und blieben nach Kriegsende verwüstet und vermint zurück. Doch so gravierend die Folgen des Zweiten Weltkriegs in der Dritten Welt auch waren, in der hiesigen Geschichtsschreibung kommen sie nicht vor.
Der Vortrag soll diesen weißen Fleck in der Geschichtsschreibung des Zweiten Weltkriegs beleuchten und zu einer Auseinandersetzung mit den Folgen anregen.

Vortrag: Die emanzipatorische Perspektive von 3D-Druckverfahren und FabLabs

Wann? - Freitag, den 28.10.2011, 18 Uhr

Wo? - Schwanthaler Str. 139

Zugegebenermaßen mag der Titel des Vortrags auf dem ersten Blick vielleicht etwas ungewohnt erscheinen: Was ist eigentlich ein FabLab und wie kann ein 3D-Drucker eine emanzipatorische gesellschaftliche Perspektive eröffnen? Dieser Vortrag will Aufklärung schaffen und reale Perspektiven für neue Produktionsmethoden jenseits von Kapital und Lohnarbeit präsentieren. Die Präsentation wird sich dabei konkret mit unterschiedlichen Anwendungsbereichen des FabLab-Konzeptes, beispielsweise etwa 3D-Druckverfahren befassen und sich mit dem Konzept des FabLabs an sich auseinander setzen. Dabei soll gezeigt werden, was das eigentlich ist, wie es entstand und welche Funktionen es erfüllt. Ziel des Vortrages ist es, eine emanzipatorische Perspektive im marxistischen Sinne einer Befreiung der Arbeit aus den Zwängen der Lohnarbeit zu diskutieren.

Alle Interessen mit offenen Ohren für Neues sind herzlich dazu eingeladen, vorbei zu schauen und frei mit zu diskutieren.

Wir freuen uns auf Dich.

Die BasisGruppe München der Linksjungend Solid

Donnerstag, 15. September 2011

Ist der Begriff "Islamophobie" ein Kampfbegriff gegen Islamkritik?

Diese Frage wollte Klaus Blees von der NGO "Aktion 3.Welt Saar" am Dienstag in Erlangen klären. Die Veranstaltung wurde organisiert vom LAK Shalom der Linksjugend Bayern und Haskala Bayern, einer Plattform gegen Antisemitismus.Die Moderation übernahm Frank Heinze von den autonomen Linken.


Um die 60 interessierte BesucherInnen hatten sich dazu im Freizeitzentrum Frankenhof eingefunden. Wie groß das Interesse am Thema ist, zeigte sich an der fast zweistündigen, intensiv aber fair und offen geführten Diskussion, die sich an den vierzigminütigen Vortrag anschloss.

Blees führte aus, “Islamophobie” bezeichne die Diskriminierung und Verfolgung von Moslems aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit. Das Wort ist angelehnt an die Begriffsbildungen “Homophobie” für Schwulenfeindlichkeit und “Xenophobie” für Fremdenfeindlichkeit. Als “islamophob” werden jedoch nicht nur gegen Moslems hetzende Rechtsextremisten gebrandmarkt, sondern oft auch säkulare oder linke
Islamkritiker, die aus einer emanzipatorischen, religions- und herrschaftskritischen Perspektive argumentieren. Dabei ist es nicht nur aufschlussreich, zu sehen, gegen wen sich der Vorwurf der “Islamophobie” häufig richtet, sondern auch, wer ihn so alles erhebt. In Großbritannien hat die 1953 in Jordanien im Umfeld der
Moslembruderschaft gegründete Hisb ut-Tahrir eine Kampagne "Stoppt die Islamophobie“ gestartet. Diese Gruppe arbeitete in Deutschland, wo sie mittlerweile verboten, aber nach wie vor aktiv ist, mit Neonazis zusammen, unterstützt Selbstmordanschläge in Israel und möchte weltweit die Scharia einführen.

Das Referat stützte sich auf die vielfältigen bisherigen Veröffentlichungen von Blees (u.a. „Konkret“,der „Jungle World“ und in der Quartalszeitschrift "Materialien und Informationen zur Zeit" (MIZ) ). Dort führt er weiter aus:

Der Sinn derartiger Kampagnen gegen "Islamophobie“ liege damit auf der Hand: Kritikern islamischer Unterdrückungspraktiken die Mäuler zu stopfen und widerwärtige Menschenrechtssimulationen wie die "Kairoer Erklärung" aus der Schusslinie zu halten, auch mit dem Versuch, strafrechtliche Sanktionen der Islamkritik im internationalen Recht zu verankern. Die Relativierung oder Leugnung von Antisemitismus durch
seine Gleichsetzung mit "Antiislamismus" vernebelt darüberhinaus den Blick auf die in großen Teilen des islamischen Einflussbereichs grassierende Judenfeindschaft und den virulenten Wunsch nach Vernichtung Israels, die sich durch diese Täter-Opfer-Umkehr der Benennung und Verurteilung entziehen lassen. Da braucht es nicht zu verwundern, dass Nazis in diesen Chor mit einstimmen, nicht wenige von ihnen sogar zum Islam konvertieren, zumal es auch sonst weitgehende ideologische und politische Übereinstimmungen gibt.

Nun lasse sich einwenden, der Islamophobie-Vorwurf werde zwar häufig instrumentalisiert oder in inflationärer, missbräuchlicher Weise benutzt, doch schaffe diese Feststellung nicht den Tatbestand der Islamophobie selbst und einer massiv zunehmenden Diskriminierung von Moslems aus der Welt. Doch ist es wirklich angebracht, von einem solch spezifischen Tatbestand auszugehen? Der aus Indien stammende britische Publizist Kenan Malik hat dies für Großbritannien untersucht und aufgrund seiner Befunde verneint. Moslems sind von Diskriminierung betroffen, aber in der Regel nicht wegen ihres Glaubens. Hauptbedingungen von Diskriminierungen sind vielmehr Faktoren wie Klassenzugehörigkeit und Hautfarbe, bei Moslems wie Nichtmoslems.

Im Gegensatz zu Islamkritik wendet sich reaktionäre Islamfeindschaft nicht gegen die inhumanen Merkmale des Islam, sondern lehnt ihn ab, weil er als „fremd" wahrgenommen wird, fremd im völkischen und / oder
religiösen - meist christlichen - Sinne. Dies geht einher mit der Abwertung von Moslems als Menschen, einschließlich abwertender Bezeichnungen wie „Musels" oder „Ziegenficker" sowie Forderungen der
Art, alle Moslems auszuweisen. Für diese Szene sind Schlagworte wie „Überfremdung" oder „Türkisierung" charakteristisch.

Häufig wird der Begriff aber auch bei antirassistischen Gruppen und in der Friedensbewegung verwendet. Darin sei hauptsächlich eine kulturrelativistisch begründete falsche Toleranz zu sehen. Oft sind es
Menschen, die sich als links und antirassistisch verstehen oder in der Flüchtlingsarbeit tätig sind, die es als Ausdruck von „Solidarität“ betrachten, wenn sie die in den Herkunftsländern herrschenden Kollektivzwänge wie etwa Zwangsverheiratung oder Schleierpflicht unkritisiert lassen. „Die haben halt eine andere Kultur...“, heißt es dann.

Diese Toleranz ist falsch und bringt einen Rassismus mit antirassistischem Anstrich hervor. Migranten werden von Teilen des friedensbewegten und antirassistischen Spektrums als einer anderen,
beispielsweise moslemischen Kultur zugehörig wahrgenommen, in der andere als die „westlichen" Werte gelten und zu gelten haben. Das Anlegen der ethischen Maßstäbe der Aufklärung, der Moderne, gilt dann als paternalistisch und eurozentristisch und im Fall moslemischer Communities als „islamophob". Doch was ist es anders als reaktionär, kollektive Zwangsidentitäten, die für die Individuen oft die Hölle
bedeuten, unter Bestandsschutz zu stellen, Gruppenrechten den Vorrang vor individuellen Freiheitsrechten zu geben?

Unterdrückungsverhältnisse sind zu kritisieren und zu bekämpfen, gleich, wie sie ideologisch legitimiert werden, ob religiös oder areligiös. Während allerdings das Christentum, wenn auch nicht
überall, durch Aufklärung und Säkularisierung geschwächt, gezähmt, zu einem gewissen Grad auch »verweltlicht« ist, gilt dies für große Teile islamischer oder islamisch dominierter Länder einschließlich der
Diaspora nicht. Der Entrechtung, Demütigung und gewaltsamen Verfolgung von Menschen durch orthodoxen Alltagsislam in Form von beispielsweise Kopftuchzwang, Zwangsverheiratungen, Ehrenmorden oder Homophobie ist kompromisslos entgegenzutreten. Alles andere wäre unterlassene Hilfeleistung. Den grassierenden Antisemitismus und Antiamerikanismus hinzunehmen oder herunterzuspielen, der im politischen Islam im Extremfall die Form des Jihadismus und des eliminatorischen Judenhasses annimmt, verbietet das von Adorno formulierte Diktum.

Dieser kategorische Imperativ schließe die Solidarität mit Israel und seiner Selbstverteidigung ebenso ein wie die Bekämpfung der Taliban in Afghanistan und die Notwendigkeit, das Ende des iranischen Mullahregimes herbeizuführen.

Zum Abschluss und als Resumee wurde von der Moderation der Nürnberger Publizist Robert Kurz zitiert:

"Neofaschistische Strömungen in aller Welt gehen... mit dem antisemitischen islamistischen „Widerstandskampf“ konform, obwohl sie gleichzeitig rassistische Stimmungen gegen Migranten aus den islamischen Ländern schüren. Auch große Teile der globalen Linken begannen umstandslos die Glorifizierung des alten „Antiimperialismus“ auf die islamistischen Bewegungen und Regimes zu übertragen. Das kann nur als ideologische Verwahrlosung gekennzeichnet werden, denn der Islamismus steht gegen alles, wofür die Linke jemals eingetreten ist; er verfolgt jedes marxistische Denken mit gnadenloser Unterdrückung und Folter, er stellt Homosexualität unter Todesstrafe und behandelt die Frauen als Menschen zweiter Klasse." Robert Kurz, "Der Krieg gegen die Juden" 2009

Samstag, 4. Juni 2011

Veranstaltungsbericht aus Erlangen

"Das iranische Regime, der arabische Aufbruch und die Bedrohung Israels"

Auf Einladung mehrerer linker Gruppen aus Erlangen und Bayern referierte Stephan Grigat, Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an der Universität Wien und Autor mehrerer Bücher vor mehr als 80
interessierten Zuhörern im großen Saal der VHS über die wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen zwischen dem Iran und anderen Staaten. In dem Vortrag wurden Charakteristika der islamischen Diktatur aus Ajatollahs und Pasdaran skizziert und die Bedrohungssituation für die Staaten im Nahen Osten, insbesondere Israel, dargestellt. Die deutsche Unterstützung für das Regime in Teheran wurde ebenso beleuchtet wie die globale Bündnispolitik von Ahmadinejad und Khamenei. Zudem war die Bedeutung der aktuellen Entwicklungen in den arabischen Ländern für die Sicherheit Israels einerseits und die Expansionsbestrebungen des iranischen Regimes andererseits ein wichtiges Thema.

In der anschließenden Diskussion wurde die aktuelle Entwicklung wie der Panzerverkauf an Saudi-Arabien, die Rolle der Banken bei der Umgehung der UN-Sanktionen ebenso beleuchtet, wie Rolle des Siemenskonzerns bei der Ausrüstung iranischer Atomanlagen und de Lieferung von Telekommunikations-Überwachungsgeräten zur Verfolgung der iranischen Opposition. Die von Nokia Siemens Network entwickelte Technik kann Datenpakete in Sekundenbruchteilen öffnen, den Inhalt durchsuchen und weiterreichen. Diese Überwachung spielte eine wesentliche Rolle bei der blutigen Niederwerfung der iranischen Protestbewegung 2009.

Besonders erfreulich war die rege Teilnahme exiliranischer Diskutanten. Auch nach zweieinhalb Stunden waren nicht alle Fragen erschöpfend beantwortet, die Anwesenden konnten aber viele neue Informationen und Denkanstöße mitnehmen.


Hier gehts zum Veranstaltungsmitschnitt, die ersten Minuten mit der Einführung sind etwas leise, der Vortrag ist deutlich hörbar: ->>>


Grigat-Vortrag.mp3

Sonntag, 15. Mai 2011

Gastbeitrag für das Blog "Ruhrbarone"

Der Arbeitskreis Shalom wurde gegründet, um die blinden Flecken linker Gesellschaftskritik – Antisemitismus, Antizionismus, Antiamerikanismus und regressiven Antikapitalismus – zu beleuchten und endlich der Kritik auszusetzen, der sie sich viel zu lange entzogen haben. Er wendet sich mit seiner Kritik an die gesamte Gesellschaft, also ausdrücklich auch an das eigene Lager. Ehrlichkeit und deutliche Worte, so wenig gelitten sie in Wirklichkeit sind, wenn sie nicht den Gegner, sondern den Mitstreiter betreffen, sind obligatorische Bestandteile jeder gesunden Beziehung. Jeder Mensch, der den Verstand höher schätzt als die Emotion, kurz: jeder zurechnungsfähige Zeitgenosse dürfte daran nichts auszusetzen haben, und die unzurechnungsfähigen sind sowieso nicht zufrieden zu stellen. So wollen wir die Diplomatie beiseite lassen und Klartext reden.

Antisemitismus, Antizionismus, Antiamerikanismus und regressiver Antikapitalismus sind keine Alleinstellungsmerkmale einer bestimmten politischen Richtung, sondern in der gesamten Gesellschaft verbreitete Geisteskrankheiten, deren Symptome zwar vielfältig sind und sich immer auch, man verzeihe uns die blöde Phrase, “ein Stück weit” nach dem Weltbild der befallenen Person richten, jedoch immer die gleiche Wahnvorstellung vermitteln: ein Unvolk parasitärer, global agierender Wesenheiten, das für sich die Weltherrschaft beanspruche und unschuldige Völker ihres Blutes, ihres Bodens und ihrer Reichtümer beraube. Der Antisemitismus ist dabei auf Juden fixiert, der Antizionismus auf den Judenstaat und dessen Unterstützer, der Antiamerikanismus auf die USA und deren Unterstützer und der regressive Antikapitalismus auf “raffende Kapitalisten”, neudeutsch: Heuschrecken, also wandernde Schädlinge. Genaue Definitionen dieser vier Geisteskrankheiten müssen hier aus Platzgründen ausbleiben, sind dem interessierten Leser jedoch unter folgenden Adressen jederzeit zugänglich: http://shalom-bayern.blogspot.com/2011/04/uber-antisemitismus-antizionismus-und.html (für Antisemitismus, Antizionismus und Antiamerikanismus) und http://bak-shalom.de/index.php/materialien-des-bak-shalom/wir/begriffserklarung-regressiver-antikapitalismus/(für regressiven Antikapitalismus).

Die vier genannten Geisteskrankheiten sind nicht spezifisch deutsch – es gibt sie fast überall auf der Welt –, wurden aber in Deutschland sehr lange für gesunden Menschenverstand gehalten und waren von 1933 bis 1945 Staatsdoktrin. Die Folgen sind bekannt, die Ursachen wurden ausgeblendet und durch die Wahrnehmung ersetzt, da hätten ein paar Unmenschen die Macht an sich gerissen und das brave deutsche Volk zu furchtbaren Taten gezwungen, weshalb dieses brave deutsche Volk nun auf nicht absehbare Zeit dazu verdammt sei, nichts mehr gegen die arroganten Juden zu unternehmen, den blutrünstigen Judenstaat zu unterstützen, die eigene Kultur der Unkultur der Amis zu opfern und das Volksvermögen heimatlosen Raffzähnen zum Fraße vorzuwerfen.

Der Nationalsozialismus ist tot und der Ungeist, der ihn schuf, stark machte und in Amt und Würden erhob, beklagt sich selbst als Opfer seiner Schöpfung. So sieht sie aus, die deutsche Erblast. Vermischt sich diese Erblast mit einer nicht zwangsläufig linken, aber in der politischen Linken weit verbreiteten Ideologie namens “Antiimperialismus”, die im wesentlichen aus der Überzeugung besteht, alle nicht kommunistischen Staaten, besonders die USA und Israel, seien Räuber und Mörder (intelligente Antiimperialisten würden hier widersprechen, müssen sich aber damit abfinden, dass sie die einzigen sind, die Widerspruch für nötig halten), entsteht ein brüllend selbstgerechter linksvölkischer Wahn, angetrieben vom typisch linken und für sich genommen durchaus hehren Wunsch nach dem Ende der Unterdrückung der Schwachen durch die Starken, aber durchsetzt, vergiftet und pervertiert von nationalsozialistischen Hirngespinsten.

Es gibt also eine Doppelbelastung der deutschen Linken. Jede linke Gruppierung, die sich selbst ernst nimmt, sollte sich dieser Doppelbelastung bewusst sein und alles unternehmen, um die eigene Weltanschauung von solchen Einflüssen zu befreien und frei zu halten – ein frommer Wunsch freilich, der sich noch niemals erfüllte. Von Realsozialismus zu Realsozialismus regierte noch immer zuvörderst der Wahn. Doch nicht nur an der Regierung, auch in der Opposition, vor allem der außerparlamentarischen, neigt die Linke dazu, ihrer Doppelbelastung nachzugeben. Noch allzu frisch ist die Erinnerung an RAF-Angehörige, die sich in Lagern der damals noch eindeutig terroristischen PLO für den bewaffneten Kampf ausbilden ließen, noch allzu frisch die Erinnerung daran, dass es linke Terroristen – die “Revolutionären Zellen” in Entebbe – waren, die erstmals nach 1945 wieder Juden von Nichtjuden selektierten, und allzu selten fand sich eine linke Stimme, die in diesen Verschwisterungen Linker mit völkischen und antisemitischen Bewegungen mehr sah als nur unschöne Auswüchse einer an sich gerechten Sache. Wenn das Schaf auch gerne mal den Mond anheult, muss es sich nicht wundern, wenn es für einen Wolf gehalten wird. Einen Werwolf, besser: Schafwolf. Oviswolf. Schafe sollten nicht heulen. Heult ein Mitglied ihrer Herde, sollten sie sich weder einstimmen noch sich wegdrehen, sondern prüfen, was da los ist. Und genau das tun sie viel zu selten, die roten Schafe.

An dieser Stelle werden viele Linke empört aufschreien, was uns einfalle, sie dermaßen zu diffamieren. Wir müssten doch wissen, dass die Linke ohne Makel sei, und dass jeder Makel, der sich dennoch zeige, entweder auf einer Lügenkampagne der kapitalistischen Medien basiere oder auf die Umtriebe eingeschleuster Agenten zurückzuführen sei. Wir, die “nützlichen Idioten einer kolonialen Staatsmacht” (Hermann Dierkes), arbeiteten doch nur dem politischen Gegner zu und verhielten uns grob unsolidarisch unseren lieben Genoss(inn)en gegenüber. Und genau hierin zeigt sich die Notwendigkeit unserer Existenz: So lange die deutsche Linke hysterisch auf linke Gruppen reagiert, die sich klar gegen nationalsozialistische Inhalte aussprechen, muss sie mit der Kritik leben.

Das größte Problem der Linken also, wie schon angedeutet, ist ihr manichäisches Weltbild. Gut und Böse sind klar definiert, und da alles, was das Gute tut, gut sein muss und alles, was das Böse tut, böse, kann vom Guten nichts Böses und vom Bösen nichts Gutes ausgehen. Das Muster ist aus der Geschichte bekannt: Da glaubt eine manichäische Partei an den Himmel auf Erden, kommt an die Macht und stellt fest, dass das Himmelreich ihr nicht gefolgt ist. Woran das liegt? An mir bestimmt nicht, denkt sich die manichäische Partei, denn ich bin perfekt. Da muss sich ein Bösewicht eingeschlichen haben. Und wo finde ich Bösewichte? Unter meinen Kritikern. Dieses Muster zeigt sich nicht nur in der historischen, sondern leider auch in der heutigen Linken. Es erklärt, warum etwa linker Antisemitismus ein Tabu ist. Antisemitismus ist ein Makel, also kann es ihn in der Linken nicht geben. Wer das Gegenteil behauptet, will ihr schaden. So einfach ist das.

Da der Arbeitskreis Shalom das durchweg positive Selbstbild der Linken nicht bestätigt, wird er als Störer wahrgenommen, als Nestbeschmutzer, und da er der Meinung ist, Israel habe das Recht dazu, mit militärischen Mitteln auf kriegerische Akte seiner Gegner zu reagieren, außerdem als Verein von Kriegstreibern. Kriegstreiber und Nestbeschmutzer zugleich – da muss sie sich wehren, die deutsche Linke, die doch fehlerfrei ist und Angriffskriege gegen Imperialisten für gelebten Pazifismus hält. So ist der Arbeitskreis Shalom (der übrigens der “linksjugend ['solid]” angehört und nicht der Partei “Die Linke”) der einzige linke Arbeitskreis, dessen bloße Existenz zum Start einer gegen ihn gerichteten linken Initiative geführt hat, einer Initiative, der sich neben sehr fragwürdigen Leuten, die aus nicht nachvollziehbaren Gründen in der Partei “Die Linke” erwünscht sind, obwohl sie es in der PDS nicht waren, auch ein paar ansonsten vernunftbegabte Genoss(inn)en angeschlossen haben, einer Initiative allerdings, die nichts weiter tut, als vorhanden zu sein und durch ihre Präsenz die Gelüste Unverbesserlicher zu befriedigen.

Ist die deutsche Linke auf Israel fixiert? Wer schon einmal ein Statement der deutschen Linken zum Nahostkonflikt gehört oder gelesen hat, wird diese Frage bejahen. Wer indes viele deutsche Linke kennt, wird die Frage verneinen. Die deutsche Linke ist nicht auf Israel fixiert, aber wann immer es um Israel geht, ist sie sich auf sehr hässliche Weise einig. Würde sie sich ernsthaft und sachlich mit Israel befassen, käme sie zu gänzlich anderen Ergebnissen und käute nicht nationalsozialistische Hirngespinste wieder.

Der Arbeitskreis Shalom hat sich der Aufdeckung und Bekämpfung dieser Hirngespinste verschrieben. Wir glauben noch an die Linke, sonst hätten wir sie längst verlassen. Und ehe dieser Beitrag an seinem Pathos erstickt: Der Arbeitskreis Shalom erhebt keinerlei Anspruch auf Unfehlbarkeit, ist sich aber sicher, reale und wenig beachtete Missstände anzusprechen. Es gilt, an die Linke besondere Ansprüche zu stellen, um zu gewährleisten, dass die Linke tatsächlich besser arbeitet als ihre Vorgänger und Konkurrenten und, sofern sie dennoch dieselben Fehler macht, dies wenigstens nicht ungehindert tut.

Quelle: http://www.ruhrbarone.de/lak-shalom-antisemitismus-antiamerikanismus-und-die-linke/

Donnerstag, 5. Mai 2011

Hermann Dierkes und das antisemitische Flugblatt

Hermann Dierkes ist nicht der größte Lump im ganzen Land. Dafür ist er viel zu unwichtig. Ihn für einen großen Lumpen zu halten, ist allerdings nicht gerade schwierig, und gleichwohl er permanent zu Unrecht behauptet, man wolle ihn mundtot machen, zöge manch ein vernunftbegabter Linker es gelegentlich vor, der Hermann hielte einfach mal den Rand oder dächte wenigstens vorher nach. Sogar wenn er hinterher nachdächte, könnte man von einem Fortschritt sprechen, aber das tut er nicht, nein, das muss er auch nicht, der Hermann, denn der Hermann weiß, was gut und was böse ist: Gut ist der Hermann, böse ist der Judenstaat.

Nun wurde vor einigen Tagen ein antisemitisches Flugblatt auf der Seite der Duisburger LINKEN entdeckt, das für einigen Wirbel gesorgt hat, nachdem der Blog "Ruhrbarone" darüber berichtet hatte. Der Duisburger LINKEN war sofort klar, dass sie keine Schuld treffe, und sie hatte auch schon eine Erklärung parat: "Sprecher Hans-Werner Rook (...) hielt es für möglich, dass sich ein Rechter in die Partei eingeschmuggelt und das Flugblatt eingestellt hat." Trotz dieser Klarstellung und obwohl sie umgehend Anzeige gegen Unbekannt erhoben hatte, sah sich die Duisburger LINKE weiterhin Kritik ausgesetzt – offenbar waren einige Zionistenfreunde dreist genug, von der Partei zu fordern, sie solle die Vorwürfe wenigstens prüfen, anstatt sofort von Umtrieben feindlicher Agenten zu fantasieren.

So geschah es, dass der gute Hermann höchstselbst sich genötigt sah, Stellung zu beziehen und den zionistischen Kriegshetzern dieser Welt, die das Recht der Araber auf bewaffneten Widerstand und die Pflicht Israels, diesem Widerstand mit umfassenden Zugeständnissen zu begegnen, abstreiten und stattdessen darauf bestehen, dass die Anerkennung des Existenzrechts Israels nicht läppisch, sondern Voraussetzung jeder Friedenslösung sei, mal ordentlich die Meinung zu geigen, zumal diese zionistischen Kriegshetzer auch noch dreist genug sind, zu behaupten, wer als Deutscher auf vernichtende Kritik an Israel fixiert sei und die Gegner Israels für verzweifelte Friedensengelchen halte, sei möglicherweise Antisemit.

Die Plattform für die Standpauke? www.scharf-links.de, das Zentralorgan der intellektuellen Linken. Die Überschrift? "Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant:" Ein böser Schelm, wer da jetzt meint, es sei auffällig, dass der Hermann keinen größeren Lumpen kenne als denjenigen, der auf der Seite Israels stehe, oder – wie es der Hermann wahrscheinlich sieht – auf Israelkritik allergisch reagiere. Diebe? Räuber? Massenmörder? Alles kleinere Lumpen als der Verteidiger Israels. Lassen wir uns von diesem lumpigen Gedankengang nicht beeinflussen, sonst schreibt der Hermann noch einen Artikel. Sehen wir uns lieber an, was er geschrieben hat.

Zuerst teilt er seinen Lesern mit, was für grässliche Lumpen diejenigen seien, die das Flugblatt entdeckt haben. Damit will er bestimmt nicht den Eindruck erwecken, die Suche nach antisemitischen Inhalten sei an sich verachtenswert, sondern nur darauf hinweisen, dass selbst so verachtenswerte Zeitgenossen wie die "Ruhrbarone" oder die Leute von "Honestly Concerned" sich gelegentlich auf der Seite der Duisburger LINKEN tummelten. Rechte Agenten, deren Auftrag es ist, auf dieser Seite heimlich antisemitische Propaganda zu verbreiten, lernen daraus, dass sie ihre Propaganda künftig noch besser verstecken müssen.

Dann betont der Hermann, dass das Flugblatt "so versteckt unter 'Materialien' [lag], dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit seit Januar keine öffentliche Wirkung entfaltet hat." Von einer "bewusst platzierten Veröffentlichung" könne keine Rede sein. War vielleicht nur für interne Debatten bestimmt, das Machwerk, und wurde irrtümlich eingestellt. Aber dann kann es nicht der eingeschmuggelte Rechte gewesen sein. Wurscht jetzt, denn wir haben nicht ewig Zeit. Bleiben wir beim Hermann:

"Wer Kritik an den permanenten schweren Menschen- und Völkerrechtsverletzungen durch Israel mit Antisemitismus gleichsetzt, will Kritiker mundtot machen." Wie kommt er jetzt darauf, was meint er damit? Das Flugblatt? Die Löschung des Flugblatts? Oder fällt ihm einfach nur immer, wenn antisemitische Inhalte als antisemitisch bezeichnet werden, ein, was für ein furchtbar bösartiger Staat der Judenstaat doch sei? Und, vor allem, was sind das für Finsterlinge, die "durch Israel" handeln? Diese Fragen bleiben unbeantwortet. Stattdessen verteidigt der Hermann seine "Kauft nicht bei Juden"-Aktionen, benennt allerlei Alibijuden (als ob Juden keine Antisemiten sein könnten) und missbraucht die Shoah zur Scheinlegitimierung seiner schon pathologisch anmutenden Fixierung auf angebliche israelische Gräueltaten.

Anschließend zischt den Lesern eine Schlange entgegen, die der Hermann wahrscheinlich ausgewählt hat, weil ihm das Bild gefiel, und nicht, weil die Darstellung von Juden als Schlangen ein antisemitischer Gemeinplatz ist (dafür weiß der Hermann wohl nicht genug über Antisemitismus). An der Seite der Schlange steht ein weinerliches Appell an die deutsche Journaille, dem Hermann künftig weniger kritisch zu begegnen, gefolgt von der bahnbrechenden Feststellung: "Antisemitismus ist eine Form des Rassismus. Damit hat die LINKE nichts am Hut." Weil also die LINKE als Partei sich klar gegen Rassismus ausspricht, kann es in ihr keinen Antisemitismus geben, und wenn doch, dann stammt er von eingeschmuggelten Rechten. SED, ick hör dir trapsen.

Dann: noch mehr Geheule über die bösen, bösen Entdecker des Flugblatts und keine Träne, kein Wutseufzer über das Flugblatt. Wäre ja auch versteckt gewesen, für den internen Gebrauch, wenn die zionistischen Hunde nicht geschnüffelt hätten. Armer Hermann. Und schlimme Hunde, zionistische: "diese Kreuzritter – denen Migrantenfeindlichkeit, Antiarabismus und –Antiislamismus, antiökologische und neoliberale Positionen ebenso nicht fremd sind – [agieren] wie eine außenpolitische Propagandaabteilung der rechtsradikalen israelischen Regierung. " Migrantenfeindlich, antiarabisch, antiislamisch, antiökologisch und neoliberal – fehlen nur noch homophob und frauenfeindlich. Wenig überraschend, dass der Hermann für keines der von ihm genannten Attribute auch nur den Hauch eines Nachweises liefert. Er muss es nicht, denn wer für den Judenstaat ist, ist zu allen Schandtaten bereit. Sagt der Hermann, ob er will oder nicht.

Und sagt nicht nur, sondern fragt auch. Nämlich sich: "Ich frage mich, ob es purer Zufall war, dass die Attacke der Ruhrbarone ausgerechnet am Tag nach der Rückkehr einer 30köpfigen Reisegruppe aus Israel und den besetzten Gebieten (...) stattfand. In Israel und Palästina hatte die Gruppe zahlreiche Begegnungen mit Persönlichkeiten und Aktivisten des anderen Israel und des anderen Palästina (...) Alle diese Kräfte treten nachdrücklich für einen gerechten Frieden in Nahost ein, der Israelis wie Palästinensern Sicherheit und menschenwürdige Verhältnisse bringt. Sie wollen, dass Israel endlich seine territorialen Grenzen im Rahmen der Grünen Linie von vor 1967 definiert, die illegale Besiedlung stoppt, die Besatzung beendet und mit der Apartheid Schluss macht." Na also. Der Hermann ist definitiv kein Antisemit. Er spricht ja mit anderen Israelis. Und wie danken es ihm die Zionisten? Indem sie sich gegen ihn verschwören und die "Ruhrbarone" damit beauftragen, nach schmutziger Wäsche zu suchen. Eine Schande, das! Und wir wohlwollenden Leser lernen: Wenn Israel sich zurückzieht, sich zurückzieht, sich zurückzieht und eine gesetzlich festgeschriebene Diskriminierung beendet, die es gar nicht gibt, dann haben sich alle Menschen im Nahen Osten lieb und der Hermann kann sich zur Ruhe setzen und ein Buch darüber schreiben, wie er einmal den Weltfrieden einführte.

Mittwoch, 27. April 2011

Über Antisemitismus, Antizionismus und Antiamerikanismus

Antisemitismus

Grundlage des Antisemitismus ist die Überzeugung, Juden seien keine normalen Menschen. Demzufolge ist jede wertende Aussage, die einen Unterschied zwischen Juden und dem Rest der Menschheit behauptet, als potenziell antisemitisch zu bewerten, wobei es keine Rolle spielt, wie die Bewertung ausfällt. "Philosemitismus" gibt es nicht. Wer Juden als Übermenschen darstellt, sieht sie als Untermenschen, gegen die sich momentan nichts ausrichten lässt. Jeder Antisemitismus ist in letzter Konsequenz eliminatorisch, also auf Vernichtung bedacht. Zwar behaupten einige Antisemiten, sich mit einer räumlichen Trennung zufriedenzugeben, jedoch braucht kein Antisemit auch nur einen Juden in seiner Nähe, um überall "jüdische Einflüsse" zu vermuten, die man bekämpfen müsse. Hier einige der derzeit häufigsten Symptome:

- die Überzeugung, Juden seien nicht in der Lage, Juden zu hassen. Wie hirnrissig diese Überzeugung ist, erschließt sich sofort, wenn man "Juden" durch einen beliebigen anderen personenbezogenen Sammelbegriff ersetzt.

- die Überzeugung, die Juden verfügten über einen außergewöhnlich schlechten Charakter, verbunden etwa mit Gier, Heimtücke und dem Drang, Nichtjuden für ihre Zwecke zu manipulieren.

- die Überzeugung, die Juden planten, seien dabei oder hätten es bis auf wenige Ausnahmen bereits geschafft, die "freien Völker" der Welt zu unterjochen.

- die Überzeugung, die Juden hätten "überall ihre Finger im Spiel", kontrollierten etwa Regierungen und Medien und zwängen sie dazu, gegen Juden gerichtete Kritik zu unterdrücken und für "jüdische Interessen" einzutreten. Stichsatz: "Gegen die Juden darf man nichts sagen:"

- die Überzeugung, die Juden hätten den Holocaust erfunden und/oder nutzten ihn nachträglich für ihre Zwecke aus, bisweilen (vor allem in verschwörungsspekulativem Kontext) gar die Ansicht, Hitler sei eine Marionette wohlhabender jüdischer Zionisten gewesen.

- die Überzeugung (aktuell vor allem in der arabischen Welt und im Iran verbreitet), die Juden seien monströse Bestien und ermordeten Nichtjuden, vor allem nichtjüdische Kinder, um sie auszuweiden und ihr Blut zu konsumieren.

Ein heutzutage besonders beliebtes Argument, wie man meinen möchte geschaffen von einem wahllos tippenden Affen, aber dann auch wieder zu absurd, um durch Zufall entstanden zu sein, ist die Aussage: "Araber können keine Antisemiten sein, weil Araber Semiten sind." Das einzige, was daran stimmt, ist die Grammatik. Wir gehen jetzt weder auf Rassismus noch auf überholte Rassentheorien ein und halten auch keinen Vortrag über Semantik, sondern stellen fest: Seit seiner Erschaffung nahm der Begriff "Antisemitismus" nie irgendeinen Bezug auf "Semiten".

Er bezog sich immer und ausschließlich auf Juden und daran hat sich bis zum heutigen Tage nichts geändert.


Antizionismus

Zionismus ist die Überzeugung, es müsse einen jüdischen Nationalstaat geben. Folglich ist Antizionismus die Überzeugung, es dürfe keinen jüdischen Nationalstaat geben. Seit es einen jüdischen Nationalstaat gibt, ist Antizionismus die Überzeugung, dieser Staat müsse ausgelöscht werden. Jede Äußerung, die die Delegitimierung Israels zum Ziel hat, ist demzufolge als antizionistisch zu bewerten. Bereits darin, dass der jüdische Nationalstaat der einzige Staat auf Erden ist, dessen Existenzrecht von seinen Kritikern ständig mindestens in Zweifel gezogen wird, offenbart sich die antisemitische Natur des Antizionismus. Der einzige relevante Unterschied zwischen Antisemitismus und Antizionismus besteht darin, dass letzterer auf den jüdischen Staat und dessen Unterstützer zielt und ersterer auf Juden in aller Welt. Ansonsten sind die Inhalte deckungsgleich. Indem der Antizionismus bevorzugt antizionistische Juden als Kronzeugen hofiert, teilt er nicht nur die antisemitische Gewohnheit, sich antisemitischer Juden als Alibi bedienen, sondern auch die zutiefst rassistische Behauptung, wer Jude sei, könne keine Juden hassen.


Antiamerikanismus

Auch die USA sind kein idealer Staat, jedoch sind sie den europäischen Staaten und vor allem Deutschland insofern überlegen, als ihnen die Staatsbürgerschaft eines Menschen mehr bedeutet als die Herkunft. Während in Deutschland noch die Enkel zugewanderter Großeltern als ausländisch wahrgenommen werden, wenn es ihnen nicht gelingt, ihren Migrationshintergrund zu verbergen, ist jede/r US-amerikanische Staatsangehörige unabhängig von Aussehen und Zungenschlag zuerst US-Amerikaner/in. Darin wurzelt auch der Antiamerikanismus der deutschen Nationalisten, die die USA als kolossales Projekt gesteuerter "Rassenschande" wahrnehmen, dessen Ziel darin bestehe, die Völker und Kulturen der Welt zu einem Einheitsvolk und einer Einheitskultur zu verschmelzen. Anhänger/innen des Gleichheitsprinzips können darin nur insofern etwas Schlechtes sehen, als vor allem das Sozialsystem der USA sich nicht mit linken Idealen deckt. Dies jedoch kann keine Rechtfertigung dafür sein, in die rassistischen antiamerikanischen Tiraden der Nationalisten einzustimmen. Eine Parteinahme in den Konflikten, an denen die USA beteiligt sind, sollte, wenn sie denn sein muss, nach rationalen Maßstäben erfolgen. Wer als Linker etwa klerikalfaschistische Staaten, die Frauen unterdrücken, Homosexuelle hinrichten und massive Repressionsapparate unterhalten, wie sie die westliche Welt seit Jahrzehnten nicht mehr kennt, gegen die USA unterstützen zu müssen glaubt, beweist damit nicht nur ein erstaunliches Maß an Betriebsblindheit, sondern wirft damit den letzten Rest fortschrittlichen Denkens zugunsten zutiefst reaktionärer Ideologien auf den Müll.

Dienstag, 26. April 2011

Gastbeitrag für das Blog "Schlamassel Muc"

Vor einem knappen Jahr konstituierte sich der Landesarbeitskreis Shalom (LAK Shalom) als Teil der Nachwuchsorganisation der Linkspartei auch in Bayern. Schlamassel Muc sprach mit dem Postbeauftragten der jungen Vereinigung, Frank Irle, über Kritik und seine bayerischen Genossinnen und Genossen.

Hallo Frank, schön, dass Du für ein Interview Zeit gefunden hast. Für welche Ziele tritt der Landesarbeitskreis Shalom ein?

Wir treten ein für eine Linke, die frei ist von Antisemitismus, Antizionismus, Antiamerkanismus und regressiven Antikapitalismus, also von nationalsozialistischen Elementen. Jede linke Bewegung, die ernsthaft für eine bessere Welt streitet, muss schonungslos Selbstkritik betreiben, um zu gewährleisten, dass ihre Ideale nicht korrumpiert werden. Da diese Selbstkritik so gut wie gar nicht erfolgte, gründete sich der BAK Shalom als ungeliebtes, aber notwendiges Korrektiv.

Wir wenden uns auch gegen den Antiimperialismus, der während des Kalten Krieges eine gewisse Berechtigung hatte, aber mittlerweile zu einer nationalistischen Blut- und Boden-Ideologie degeneriert ist und außerhalb völkischer Wahnwelten als Weltanschauung nicht mehr haltbar ist – weswegen ihn auch die NPD aufgegriffen hat.

Gibt es in der Partei DIE LINKE überhaupt Antisemitismus?

Antisemitismus gibt es überall, auch in der Partei DIE LINKE. Ein weit größeres Problem stellt hier jedoch der Antizionismus dar. Sogar Angehörige der Linksfraktion im Bundestag hetzen regelmäßig gegen Israel und solidarisieren sich im Gegenzug mit islamistischen Terrorgruppen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Abgeordnete Inge Höger, deren Umtriebe wir kürzlich auf unserer Website kommentiert haben. Da deutsche Gerichte oftmals sehr sonderbare Ansichten darüber vertreten, was Antisemitismus sei und was nicht, möchte ich sie allerdings nicht als Antisemitin bezeichnen, gleichwohl ihr Hass auf Israel grenzenlos scheint.

Ging die Gründung unkompliziert über die Bühne? Wie wurde die Gründung von der Linksjugend Solid Bayern und wie von der bayerischen Linkspartei aufgenommen?

Die Gründung verlief relativ unkompliziert, da über die grundsätzlichen Anliegen kein Dissens bestand. Die Partei DIE LINKE beäugt uns seither misstrauisch bis ablehnend, aber es gibt auch viele Genossinnen und Genossen, die unsere Arbeit unterstützen. Die Linksjugend hat anfänglich versucht, dem Arbeitskreis Steine in den Weg zu legen, jedoch scheint sie sich allmählich mit uns abzufinden.

Euer Arbeitskreis kann bald sein Einjähriges feiern. Was konnte bislang erreicht werden?

Wir haben überlebt. Das klingt banal, ist aber eine beachtliche Leistung angesichts der Tatsache, dass wir größtenteils als Störfaktor wahrgenommen werden. Und wir haben eine stabile Basis geschaffen, auf deren Grundlage wir weiter engagiert arbeiten können. Gut, vielleicht hat uns auch die Feindseligkeit einiger Linker genützt, denn diejenigen, die uns hassen, haben uns auch dann im Gespräch gehalten, wenn wir die Arbeit mal schleifen ließen. An dieser Stelle bedanken wir uns herzlich bei unseren erklärten Gegnern.

Norman Paech sprach im September 2009 auf einer Wahlkampfveranstaltung in München davon, der Bundesarbeitskreis Shalom bestehe im Wesentlichen aus „sogenannten Antideutschen“. Liegt Herr Paech mit seiner Einschätzung richtig?

Norman Paech liegt insofern richtig, als er von „sogenannten Antideutschen“ spricht. Tatsächlich werden wir so genannt, und zwar in der Regel von Leuten, die uns primär als proisraelisch wahrnehmen und aus unerfindlichen Gründen der Ansicht zu sein scheinen, wer immer auf der Seite Israels stehe, sei ein Feind Deutschlands. Dass der Arbeitskreis Shalom als antideutsch wahrgenommen wird, ist nur ein weiteres gutes Argument für die Notwendigkeit seiner Existenz.

Auf selbiger Veranstaltung stellte sich ein Mitglied einer „Jüdisch-Palästinensischen Dialoggruppe“ vor. Er kündigte an, die Partei DIE LINKE nicht zu wählen, wenn der Arbeitskreis Shalom an Einfluss gewänne. Kostet oder bringt Eure Arbeit der Partei per Saldo Stimmen?

Das lässt sich nicht voraussagen und ist auch nicht so wichtig. Erstens gibt es auch viele Menschen, die die Partei derzeit nicht wählen, weil der Arbeitskreis Shalom zu wenig Einfluss hat, zweitens können wir, wenn wir ehrlich bleiben wollen, nicht auf jede Befindlichkeit Rücksicht nehmen, sondern müssen uns daran halten, was wir als richtig erkennen. Auch die Partei DIE LINKE kriecht nicht in jeden Hintern, der sich ihr entgegenreckt, sondern bietet bestimmte Grundüberzeugungen an und lädt jeden Menschen, der diese teilt, zur Mitarbeit ein.

Auf dem letzten Parteitag in Bayern wurde die Beschlussfassung über den Tagesordnungspunkt „Palästinasolidarität“ vertagt. Wie könnte es weitergehen?

Wir hatten dazu einen offenen Brief formuliert, in dem die Delegierten des Landesparteitages darum gebeten wurden, dem Antrag nicht zuzustimmen. Da es nicht zur Abstimmung kam, werden wir die Sache im Auge behalten und uns gegebenenfalls erneut dazu äußern. Mehr als Überzeugungsarbeit können wir aus naheliegenden Gründen nicht leisten.

In den nächsten Wochen sind in Bayern im Vorfeld eines möglichen zweiten Starts einer sogenannten Hilfsflotte nach Gaza viele israelkritische Vorträge und Aktionen geplant. Wird sich der LAK Shalom in Zukunft öfter einmischen?

In Zukunft ist verstärkt mit Kritik zu rechnen. Wir haben uns wieder aufgerappelt und sind Feuer und Flamme, noch viel lästiger zu werden, als wir bisher waren.

Einige skeptische Personen vertreten die Ansicht, sie würden nicht an eine Organisation Mitgliedsbeiträge entrichten, die der Partei DIE LINKE nahe steht, solange Personen wie Sevim Dagdelen im Bund oder Rolf-Henning Hintze in Bayern Mehrheiten hinter sich bringen können.

Wir können nur immer wieder bitten: Tretet bei, liebe Leute, und unterstützt uns! Die aktuellen Missstände lassen sich nur ändern, wenn sich genügend Menschen dafür einsetzen. Es ist noch lange nicht alles verloren. Die Israelhasser haben nur Emotionen, keine haltbaren Argumente. Gespräche unter vier Augen können Wunder wirken, aber sie müssen geführt werden.

Und wir haben Zeit: Bis die Partei DIE LINKE über die deutsche Außenpolitik bestimmt, werden realistisch betrachtet noch Jahre vergehen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Quelle: http://schlamassel.blogsport.de/2011/04/26/wir-sind-feuer-und-flamme-noch-viel-laestiger-zu-werden/

Montag, 25. April 2011

MdB Inge Höger und der Zionismus

MdB Inge Höger, inoffizielle nahostpolitische Sprecherin der Partei "Die Linke", Anwältin der Menschenrechtsorganisation Hamas und Fachfrau für zionistische Raub- und Mordmauscheleien, beschenkt seit ihrer Entführung, Folterung und Beinaheermordung durch israelische Killerbestien in Uniform die deutschsprachige Welt regelmäßig mit wertvollen Erkenntnissen über den Nahostkonflikt im allgemeinen und Israel im speziellen. Unter anderem hat sie herausgefunden, dass der ostjordanische Teil des historischen Palästina, der heute Jordanien heißt, gar kein Teil des historischen Palästina sei ("Israel [wurden] rund 56 % des historischen Palästina zugeschrieben.")dass die Hamas gar keinen Krieg gegen Israel führe ("Als wären sie im Krieg, können sich die Menschen [in Gaza] ohne Essensgutscheine nicht ernähren."), und dass sich jede deutsche Regierung seit 1945 zum Komplizen der Zionisten gemacht habe: "Die Komplizenschaft aller Bundesregierungen seit Adenauer muss aufgedeckt werden."

Kürzlich teilte sie unter Bezugnahme auf die Ermordung des "Aktivisten" Vittorio Arrigoni in Gaza der interessierten Öffentlichkeit ihre Erkenntnis mit, da man "nicht kategorisch davon ausgehen" könne, "dass wirklich eine salafitische Gruppe als Mörder von Vittorio in Betracht kommt", müsse man kategorisch davon ausgehen, Verzeihung, kategorisch annehmen, dass wieder einmal Israel seine Finger im Spiel habe, immerhin gebe es "immer wieder Fälle von Kollaboration von Palästinensern mit Israel bei der Ermordung von Palästinensern."

Weswegen das Hamas-Regime in Gaza auch seit Jahren keine andere Wahl hat, als Kollaborateure vorsorglich zu verstümmeln oder mittels Hinrichtung von dem schrecklichen Gift zu erlösen, das sie dazu zwingt, öffentlich den Eindruck zu erwecken, nicht mehr entschlossen genug den heiligen Vernichtungskrieg gegen die Juden zu unterstützen und auf diese Weise die vorbildlich sozialistische Glücksbärchirepublik Gaza in ihrer Wehrhaftigkeit zu schwächen, obwohl jeder Mann, jede Frau und jedes Kind vollen Einsatz bringen muss, um die Bärchis vor den Klauen der jüdisch-imperialistischen Völkermordbestie aus der Nachbarschaft zu retten.

Aber gut, so meinte sie das alles nun auch wieder nicht, die Genossin Höger. Sie hat nichts gegen Juden, hat bestimmt jüdische Freunde oder wenigstens schon mal eine krumme Nase gesehen, ohne deren Besitzer zu fragen, wie er zur israelischen Vernichtungspolitik stehe.

Sie hat auch nichts gegen Israel an sich, sondern kritisiert nur konkrete Entscheidungen der israelischen Politik, zum Beispiel die Entscheidung, das Recht der Palästinenser auf kriegerische Akte gegen Israel nicht anzuerkennen und folgerichtig auf den permanenten Beschuss israelischen Territoriums mit Qassam-Raketen aus Gaza nicht mit Blumengruß und einer Öffnung der Grenzen für Waffenimporte zu reagieren, sondern mit Abschottung und Militärschlägen:

"Seit Jahren wird die Bevölkerung Gazas ausgehungert und wahllos bombardiert. (...) Dagegen haben die Palästinenser ein Recht auf Widerstand!"

Um diesen unhaltbaren Zuständen etwas entgegenzusetzen, engagiert sich die Genossin Höger u.a. für die "Free Gaza"-Bewegung, eine gemäßigt israelkritische Organisation, die wegen ihres Engagements unverschämten Vorwürfen ausgesetzt ist, so zum Beispiel dem Vorwurf, Israel an den Pranger stellen zu wollen. Wer diesen Vorwurf äußert, wird zurechtgewiesen: "Wenn du uns (...) unterstellst, unser eigentliches Ziel sei, 'Israel an den Pranger zu stellen', dann hast du die Vorstellungen der Free-Gaza-Bewegung nicht zur Kenntnis genommen."

Hier hat die Genossin Höger völlig Recht, wie ein Blick auf die Internetpräsenz der Bewegung verrät. Dieser geht es tatsächlich nicht darum, Israel an den Pranger zu stellen:

"Im Mai 2008 ist der 60. Jahrestag der Nakba (...) als die Mehrheit der Palästinenser zwangsweise aus dem Land ihrer Vorväter ausgewiesen wurde, damit der Staat Israel gegründet werden konnte. Entgegen internationalem Recht, Menschenrechten und moralischen Grundprinzipien fährt Israel damit fort, diesen Flüchtlingen und ihren Nachkommen ihr Recht, nach Hause zurückzukehren, zu verweigern.(...) Stattdessen vegetieren mehr als 5 Millionen palästinensische Flüchtlinge in Flüchtlingslagern, während ihre Häuser, Höfe und Grundstücke von den jüdischen Einwanderern bewohnt werden, die von überall auf der Welt in Palästina ankamen.

Die historische illegale Aneignung von palästinensischem Land, von Heimstätte und Erbe, steht im Zentrum des Nahostkonflikts."

Wir halten fest: Die Juden hätten fünf Millionen Palästinenser vertrieben und sich auf deren angestammten Boden breitgemacht. Und wundern uns, dass es immer noch nicht sechs Millionen sind – hier wären die Genossin Höger und ihre Mitkritiker_Innen und -_Außen gefragt, in Flüchtlingsfamilien einzuheiraten und kräftig neue Flüchtlinge zu zeugen. Die Richtlinien der UNRWA erlauben das. Der "Free Gaza"-Bewegung jedenfalls, wir wissen es nun, wird Unrecht getan. Sie will Israel nicht anprangern, sondern nur auslöschen.

Dass sich Bundestagsabgeordnete mit solchen Bewegungen solidarisieren, muss hingenommen werden. Es gibt keinen Antisemitismus mehr. Antisemitismus bedeutet, in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts alle Juden der Welt mit Zyklon B ausrotten zu wollen. Antisemitismus entstand und starb mit Hitler. Antizionismus? Eine Hohlformel, ersonnen von der vorrangig im Geheimen agierenden weltweit tätigen zionistischen Lobby, die mit der ihr eigenen Arroganz und Heimtücke versucht, die freien Völker der Welt unter ihre Knute zu zwingen, da sie, stinkreich aber heimatlos und bis ins Mark verdorben, den freien Völkern gutes Blut und eigenen Boden neidet. Eine Hohlformel, ersonnen, um legitime Kritik an dieser Weltgeißel mittels Worttotschlag im Keim zu ersticken.

Freitag, 25. März 2011

Sartre und Marxismus

Zeit
Freitag, 25. März · 19:30 - 22:00

Ort
"Ganze Bäckerei", Reitmayergäßchen 4, Augsburg




Weitere Informationen
Vortrag vom LAK Shalom Bayern. Referieren werden Zwi Negator (Seltsamer Zusammenschluss/ Stuttgart) und Paul Stefan (La vache qui rit/ Frankfurt)

Dargestellt werden die Aspekte des Verhältnisses von existentialistischem „drittem Weg“, „orthodoxem“ Georg Lukács und „extremistischer“ Situationistischer Internationale im Spannungsfeld der Ontologien.